Berlin W.
Ein paar Kapitel von der Oberfläche
Johannes Althoff, Edmund Edel
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bildete der „Neue Westen“, d.h. die Gegend um den Kurfürstendamm, die Kantstraße und das Bayerische Viertel ein Neubaugebiet mit Wohnungen, die über 10 bis 15 Zimmer verfügten, mit größtem Komfort und den neuesten technischen Errungenschaften ausgestattet waren. Hier sollte sich ein Gegenzentrum zum alten Berlin herausbilden: Wohnte die Aristokratie nach wie vor Unter den Linden, so siedelte sich das wohlhabende Bürgertum nun im Berliner Westen an. „Berlin W.“, bis zur 1920 erfolgten Eingemeindung Charlottenburgs, Wilmersdorfs und Schönebergs noch außerhalb der eigentlichen Grenzen der Reichshauptstadt gelegen, das war Inbegriff einer versnobten neureichen Hautevolee, Synonym für ein unbeschwertes Dasein mit Dienstmädchen und Kinderfräulein, Fünf-Uhr-Tee-Gesellschaften und Bildungsreisen, das allenfalls getrübt wurde durch strapaziöse, im Hinblick auf das Erhaschen des Dernier Cri jedoch unverzichtbare Besuche avantgardistischer Vernissagen ode r Theateraufführungen.
Mit scharfer Beobachtungsgabe und pointiertem Witz hat Edmund Edel ein vor Bosheit funkelndes satirisches Porträt jener feinen Gesellschaft geschaffen und mit eigenen Illustrationen versehen. Mit der kommentierten Neuausgabe dieses 1906 erschienenen Buches wird ein sittengeschichtliches Dokument und kurzweiliges Lesevergnügen wieder der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.