Berliner Tage 1972–2007 von Bührer,  Dietmar

Berliner Tage 1972–2007

»Berliner Tage«

Dietmar Bührers Fotos sind weit weg von subjektiven Dunkelkammer-Experimenten, von Fotogrammen oder Fotomontagen. Er ist ein konventioneller, ein Barfuß-Fotograf mit der Leica in der Hand.

Bührers »Berliner Tage«-Fotos haben journalistisches Blut. Sie dokumentieren Realität live und pur, allerdings nicht neusachlich, sondern eher spektakulär im Sinne von skurril-Schnappschüssen von Menschen und Situationen.
Bührers Fotokunst hat einen eigenen ästhetischen Reiz, der mit dem schnellen Auge des Meisters, der Perspektive seiner Leica und dem Bildschnitt zu tun hat. Starke Kontraste zwischen hell und dunkel, Licht und Schatten sind bei ihm oft zu beobachtendes Stilmittel, es erhärtet und schafft neue Aussagen.
Der Fotograf Bührer arbeitet mit Zerrsichten, spielt gestochene Schärfen gegen Bewegungsunschärfen aus und erzeugt damit eine packende, dem Asphalt-Dschungel Berlins angemessene Dynamik.
»Berliner Tage«: Das sind Zufallsbekanntschaften, die Dietmar Bührer aus dem Augenblick heraus schießt. Das alles weist auf das vielleicht wesentlichste Charakteristikum der Fotografien von Bührer hin, seine Fähigkeit zu typisieren; in Bruchteilen von Sekunden erfasst dieser sanfte Empiriker nicht »nur« Menschen, sondern Antlitze der Zeit.
Auf diese Weise sind Bilder von großer Intensität entstanden, wie sie nur einem aufmerksamen Flaneur gelingen, der sich weder vom Lärm noch vom Bewegungssog der Metropole irritieren lässt und ein sicheres Gespür für die Situation behält.
Die Aufnahmen vom Tuntenball und seine Foto-Serie über Tante-Emma-Läden liegen ihm gleichermaßen am Herzen. »Ich liebe Sozialkritisches«, sagt der 62jährige. Er stammt aus Rielasingen in Baden. Seine Foto-Bücher verlegt Dietmar Bührer im Eigenverlag. Dort bringt er auch sein Fotomagazin »brennpunkt« heraus und das schon 25 Jahre lang.
Und er sprüht nur so vor Ideen. Bührer liegt an fundierten, ausgearbeiteten Projekten: »Ich mag keine Sonntagsfotografie.« Er fotografierte mit Lebenslänglichen im Knast und reist alle zwei Jahre mit einem befreundeten Fotografen in die Vereinigten Staaten – um Streetlife und Flüchtiges festzuhalten. »Ich bin immer neugierig und muß in jede Ecke schauen.« Bührer ist ein Jongleur mit Geschichten und der Kamera.
Seine Anekdoten reihen sich nahtlos aneinander, er berührt im Gespräch und durch seine Fotografien. »Ich bin überhaupt kein Technikfreak«, grinst er. Nur mit der Leica – »die paßt so schön in die Hosentasche« – zieht er lo

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