Beten bei Jesus Sirach
Exegese, Theologie, Intertextualität und Hermeneutik der antiken Sprachversionen
Mirosław Łopuch
Um bei einer Lösung der postmodernen Krise des Betens zu helfen, will diese Studie die Theologie des Buches Jesus Sirach (Ben Sira) aufarbeiten, das beinahe 30 auf das Gebet bezogene Stel-len aufführt.Der Fokus liegt dabei auf der programmatischen Lehreinheit in Sir 2,1–4,10 und den prominenten Betergestalten: dem Schriftgelehrten in Sir 38,34–39,11 (erstes Vorbild des Betens), Josua in Sir 46,1–6 (erster Fürbitter) sowie Hiskija und Jesaja in Sir 48,17–25 (erstes kollektives Gebet). Neben den klassischen exegetischen Schritten werden auch zwei weitere Aspekte der modernen Sirachforschung, die Hermeneutik der einzelnen antiken Sprachversionen und die Intertextuali-tät der ausgewählten Texte, berücksichtigt. Denn zum einen erzwingt die bruchstückhafte Überlieferung des hebräischen Textes auf die griechische und syrische Fassung zurückzugreifen. Zum anderen war die Schriftrelecture bereits eines der zentralen Anliegen seines Autors.Die Ergebnisse der Analyse bestätigen das Werk Sirachs als eine wohl durchdachte Synthese des Alten Testaments und erweisen das Bittgebet als wirksames „Appellationsmittel“ der Bedrängten. Denn Gott kann sie erhören und aus ihren Nöten erretten, was das Herzstück der biblischen Spiritualität bildet.