Betriebsausflug ins Jenseits
Hansjörg Martin
Hanisch ist – es muß gesagt werden – ein ganz großer Armleuchter; darüber sind sich alle einig. Der ganze Betrieb. Hanisch ist verbindlich, oberflächlich-entgegenkommend, aalglatt und eiskalt. Er legt Geheimakten an. Er ist allmächtig. Er ist der Personalchef. Daß ein Chef, vor allem ein Personalchef, unbeliebt ist, daß soll vorkommen. Aber daß er Todfeinde hat – im Wortsinn wohlgemerkt –, das ist wohl ziemlich selten. Hanisch hat es fertiggebracht, daß ihm drei Angestellte, aus sehr unterschiedlichen Gründen von Entlassung bedroht, ans Leben wollen – zwei gemeinsam und einer im Alleingang. Sie wissen nichts von beiderseitigen Plänen, aber die kreuzen sich in einem Punkt: Hanisch soll während des großen Betriebsausflugs sterben, inmitten von Jubel-Trubel-Heiterkeit auf dem Motorschiff, das die Firma für diesen Tag geschartert hat. Der Mann vom Betriebsrat ahnt nichts von alldem. Er will Hanisch nicht töten; er will ihn abschießen, indem er ihn unmöglich macht. Durch Zufall und Zähigkeit ist er dahintergekommen, daß auch der mächtige Personalchef eine Schwachstelle im Karrierepanzer hat – eine Stelle, auf die sozusagen wie bei weiland Siegfried ein Lindenblatt gefallen ist.