Bewerbungsgespräche mit Ost- und Westdeutschen
Eine kommunikative Gattung in Zeiten gesellschaftlichen Wandels
Karin Birkner
Unterschiede im Sprachverhalten von Ost- und Westdeutschen wurden bislang vor allem im Bereich der Lexik gefunden; die Arbeit untersucht, ob darüberhinausgehende kommunikativ-sprachliche Differenzen existieren, deren interaktive Relevanz in deutsch-deutschen Begegnungen aufgezeigt werden kann. Als Untersuchungsfeld dient die kommunikative Gattung Bewerbungsgespräch: auf der empirischen Basis von 41 authentischen Bewerbungsgesprächen sowie Rollenspielen und Interviews mit Personalverantwortlichen werden Ost/Westdifferenzen und deren Folgen für den Gesprächsverlauf untersucht. Mit Bewerbungsgesprächen steht eine gesellschaftlich hochrelevante kommunikative Gattung im Zentrum der Aufmerksamkeit. Zunächst werden deren Strukturen, Normen und Ziele, die sich sowohl unter den Beteiligten als auch je nach Einstellungsverfahren unterscheiden können, bestimmt. Dann werden drei Bereiche in Bezug auf Ost/Westdifferenzen genauer ins Auge gefaßt: die Bearbeitung von Gattungswissen, Antworten auf typische Fragen und der Umgang mit Nichtübereinstimmung. Zwei, sich wechselseitig bedingende Erklärungsansätze für Differenzen im Sprachverhalten der ost- bzw. westdeutschen Bewerber/innen erweisen sich dabei als relevant: Unterschiede im Gattungswissen und konversationelle Stildifferenzen.