Biblische Gestalten bei den Kirchenvätern: Samuel
Christiana Reemts
Mit Samuel wird uns ein Mensch vor Augen gestellt, dessen Leben ganz aus einem Guss ist, weil es nur Gott allein gehört. Darin unterscheidet er sich von fast allen anderen biblischen Gestalten, selbst von so großen wie Abraham und Mose, bei denen es Brüche, d.h. Versagen und Schuld gab. Durch seine frühe Weihe an Gott war Samuel ein Mensch, in dessen Leben es nur den Willen Gottes gab. Die Kirchenväter sehen Samuel als Gestalt, die zwischen Mose und Jeremias anzusiedeln ist. Wie Mose ist er Führer des Volkes in bedrängter Zeit, wie Jeremias ist er ein großer Prophet, und wie beide ein Fürsprecher des Volkes bei Gott. Gleichzeitig weist er voraus auf Christus, dem er in der Verfolgung ähnlich wird, weil er wie dieser auf den ihm entgegenschlagenden Hass mit nicht zu erschütternder Liebe antwortet. Samuel ist die einzige Gestalt im Alten Testament, von der wir einen Bericht über ein postmortales Wirken haben, es ist daher nicht erstaunlich, dass dieser Bericht bei den Kirchenvätern viel Beachtung gefunden hat. Für diejenigen von ihnen, die diesen Bericht für historisch wahr halten, ist er ein Zeichen dafür, dass die Beziehung des Menschen zu Gott mit dem Tod nicht zu Ende ist, sondern nach dem Tod vertieft weitergeführt wird. Samuel gehörte schon vor seiner Geburt Gott, er gehörte noch im Tod Gott und wird so zu einer Gestalt, an der die Kirchenväter besonders deutlich die Größe der Liebe Gottes zeigen können.