Blicke in den Spiegel des Koran
Sufische Koraninterpretationen der Gegenwart
Yunus Valerian Hentschel
Um zu verstehen, wie Sufis den Koran heutzutage interpretieren und umsetzen, wurden Frauen und Männer aus verschiedenen sufischen Lehrtraditionen und Ländern (Albanien, Großbritannien, Deutschland, Indien, Iran, Israel/Palästina, Kanada, Marokko, Pakistan, Türkei und Usbekistan) interviewt.
Was bedeutet es für Sufis der Gegenwart, Sufi zu sein, und welche Rolle spielt dabei der Koran? Wie interpretieren und erleben die „Mystiker:innen des Islam“ die koranische Offenbarung? Inwieweit ermöglicht ihnen die Auseinandersetzung mit dem Koran eine Nähe zu Gott? Was bedeutet das für den Alltag der Sufis? Die in vierzehn Interviews befragten Sufis betonen, dass die fortdauernde Beschäftigung mit dem Koran ihnen die Möglichkeit gibt, unmittelbar mit Gott zu kommunizieren. Durch die exegetische Annäherung an Gott würden die Sufis ihre menschlichen Wirklichkeiten mit göttlichen Wirklichkeiten erweitern. Das bedeutet für sie aber auch die Notwendigkeit, sich selbst zu hinterfragen und verantwortungsvoll zum Wohle der Mitmenschen zu handeln. Durch das daraus folgende veränderte Benehmen wird der Koran für Sufis in seiner lebendigen Vielschichtigkeit eigentlich erst verwirklicht und die koranische Offenbarung fortgesetzt.