Blickgarten
Kamran Djahangiri
Fackeln in der Dunkelheit
Die Gedichte des Iraners Kamran Djahangiri haben existentielle Kraft. Sie sind keine Fingerübungen, sondern erwachsen aus einer Daseinssorge. Sie haben ein Leben hinter sich und vor sich. Leicht können sie sein, fast tänzelnd, aber auch wuchtig und schmerzhaft. Kamran Djahangiris Gedichte wagen den Spagat zwischen sinnlichen Bildern und behutsamen phi-losophischen Reflexionen, ohne dass die Gedichte zerreißen oder sich ins Theoriegehabe verflüchtigen. Das ist eine Kunst, die sich vielleicht seiner Heimat verdankt, in der das Nach-denkliche und Reflexive nicht kopflastig werden müssen. Auch der Gedanke darf da poetisch sein und das Poetische gedan-kenvoll.
Klingt dies nicht besonders eindringlich in seinem Gedicht „Mutterbuch“ an? Der Titel will ja Gründliches ansagen, woher Kamran Djahangiri die Poesie zuwächst. Sie ist die Frucht einer absichtslosen Liebe, die grundlos und darum göttlich da ist, so dass Kamran Djahangiri sie ansprechen kann. Da kommt das Licht her, das die Wörter schenkt und die Buchstaben bildet. lm „Blickgarten“ wachsen sie, die „Wörter, Buchstaben, Fackeln in der Dunkelheit“.
Prälat Josef Sauerborn
Künstlerseelsorger im Erzbistum Köln