Caleb Williams oder Die Dinge wie sie sind
Historischer Roman
William Godwin, Jürgen Mümken
William Godwin (1756-1836) hatte 1793 mit der aufsehenerregenden Publikation “An Enquiry Concerning Political Justice” (Untersuchung, die politische Gerechtigkeit betreffend) das “erste grund-legende anarchistische Werk” (Max Nettlau) verfasst.
Der spannende Roman “Caleb Williams” ist eine popularisierte Dar-stellung der Ideen aus Political Justice. Godwin benutzte die Roman-form als massenwirksames Mittel zur Propagie-rung seiner Gesell-schaftskritik. Der Roman handelt von einer Verfolgung, die in exemplarischer Weise aufzeigt, wie “der Mensch zum Zerstörer des Men-schen” (William Godwin) wird.
Caleb Williams, ein einfacher Bauernsohn, bekommt die Chance als Sekretär bei dem ange-sehenen Falkland zu arbeiten. Caleb hat eine rosige Zukunft vor sich. Seine Neugierde und seine Wissbegierigkeit führen eines Tages dazu, dass er Falklands Geheimnis lüftet. Er weiß nun, dass Falkland ein Mörder ist. Für Caleb Williams beginnt das Leiden, das Leben wird von nun an von Fluch, Gefangenschaft und Verfolgung geprägt.
Wäre Caleb Williams ausschließlich eine literarische Gesellschafts-kritik, wäre er nicht so er-folgreich gewesen. Aus der psychologischen Konstellation der handelnden Figuren hat Godwin ein Abenteuer- und Schauerroman, ein frühes Meisterwerk des Verbrecher- und Kriminalromans geschaffen. Godwin hatte mit “Caleb Williams” einen der ersten Kriminalromane geschrieben, bei ihm tritt der Mörder nicht als Gejagter, sondern als Jäger auf.
Caleb Williams ist der erste Roman in der englischen Literatur, dessen Handlung ohne eine Lie-besgeschichte auskommt.
Ingrid und Peter Kuczynski
In der Tat hat dieses seltsame Werk die Zeitgenossen auf das tiefste erschüttert, und es wird seine innere Anziehungskraft wohl nie ganz verlieren.
Rudolf Rocker