Carmina / Triptychon Tranquillitatis Insatiabilis

Die Musikgeschichte bringt im Auf und Ab stagnierender Sättigung und revoltierender Satisfaktion immer wieder Manifestationen ästhetischer Aussagen hervor, die über die Moden und Zeitwechsel hinaus von Gültigkeit sind. Die Formation „Velvet Underground“ gehört dazu.
Ich erinnere mich an einen Nachmittag im Dezember, ich war dreizehn Jahre alt und das Weihnachtsfest stand kurz bevor, mein Vater war noch bei der Arbeit, meine Mutter zum Einkaufen, meine Brüder bei Freunden oder anderweitig unterwegs, da entdeckte ich unter dem Sofa im Wohnzimmer eine Schallplatte, die mein Vater dort etwas nachlässig versteckt hatte. Es war die Scheibe mit Warhols legendären Bananencover. Ich holte sie hervor, legte sie auf, die Vorfreude kannte kein Tabu; sie trieb mich dazu, wenigstens einmal kurz hineinzuhören. Und dann erklangen sie, die ersten glockenreinen und lieblich einprägsamen Töne des Songs „Sunday morning“, gefolgt von der schönen, zerbrechlich wirkenden Stimme Lou Reeds, der die Worte des Titels sang, als wäre es wirklich Sonntag und er stünde gleich neben einem. ´Diese Nähe!`, werde ich wohl gedacht haben, ´Diese Unverfälschtheit und Reinheit im Ausdruck!`, habe ich wohl gefühlt, und das Gefühl, das ich in diesen Sekunden hatte, es hat mich seither nicht verlassen und bis auf den heutigen Tag begleitet. Daher wuchs in mir der Wunsch, dem Song ein kleines Denkmal zu setzen und meiner Wertschätzung dieser Band gegenüber Ausdruck zu verleihen, indem auch meine analytischen Fähigkeiten, das Geheimnis der musikalischen Einfachheit und Grazie des Kleinods „Sunday morning“ zu ergründen und die handwerklichen Fähigkeiten zur Komposition und Produktion, ihm ein eigenes Musikstück an die Seite zu stellen, gewachsen waren. Und daher also das „Triptychon Tranquillitatis insatiabilis“, das „Triptychon der unstillbaren Ruhe“, dessen erster Track die Instrumentalversion des Liedes „Velvet Underground Gefühl“ ist.