Chiragan, Aphrodisias, Konstantinopel
Zur mythologischen Skulptur der Spätantike
Mariannne Bergmann
Zum Skulpturenschmuck der römischen Villa von Chiragan/Haute Garonne gehört eine Gruppe von Reliefarbeiten mit mythologischen Themen, die als geschlossener Auftrag von Bildhauern aus Aphrodisias in Kleinasien ausgeführt worden sein muss. Zugehörige Porträts machen die Herstellung dieses Skulpturenkomplexes im 4. Jh. n.Chr. wahrscheinlich. Er ist damit eines der seltenen Beispiele spätantiker Villenausstattung. Zugleich bestätigt er die umstrittene späte Entstehung anderer mythologischer Skulpturen aus Aphrodisias. Durch ein spezielles Repertoire an Formeln und Gattungen schließen sich weitere Fundstücke aus allen Teilen des römischen Reiches an, die wegen ihrer unterschiedlichen handwerklichen Ausführung jedoch nicht mehr allein mit Aphrodisias zu verbinden sind. Sie erweisen sich als Repräsentanten der weitgehend verlorenen spätantiken Kunst von Konstantinopel, für deren Charakter kleinasiatische Werkstatttraditionen bestimmend waren. Die Ergebnisse der Untersuchung unterstreichen die Aktualität heidnischer Thematik in der Spätantike und zeichnen ein verändertes Bild vom formalen Spektrum dieser Kunstepoche.