Christentum 2.0? – Pfingstbewegung und Globalisierung
Yan Suarsana
Die Pfingstbewegung ist eine charismatische Strömung im Christentum, die das Wirken des göttlichen Geistes betont. Sie hat weltweit Teilen des Christentums, vor allem in der sogenannten Dritten Welt, ihre Prägung verliehen. Dieser Prozess war und ist mit der Globalisierung, wie sie ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufkam, eng verknüpft und wurde durch die globale Migration weiter befördert. Das vorliegende Büchlein möchte dem Leser diese Zusammenhänge verdeutlichen und die Wirkung der Pfingstbewegung auch auf die gesellschaftlichen und religiösen Verhältnisse in Deutschland aufzeigen.
Zunächst wird beantwortet, wie die Pfingstbewegung geprägt ist und was unter Pfingstbewegung verstanden werden soll. Für die Zuordnung einer religiösen Gruppe zur Pfingstbewegung sind in vorliegendem Buch ausschließlich formale Merkmale entscheidend (kontinuierliche Teilhabe am Diskurs um Pfingstlichkeit und historische Verbindung zu den Anfängen der Pfingstbewegung). Inhaltliche Aspekte der Strömung (Geisttaufe, Zungenrede oder eine zwei- bzw. dreistufige Form der Einweihung in christliche Spiritualität) gelten lediglich als sekundäre beschreibende Kategorisierungen.
Der zweite Teil befasst sich mit der Entstehung und Ausbreitung der Pfingstbewegung in den unterschiedlichen Zusammenhängen einer globalisierten Welt, besonders in den USA, Afrika und Deutschland. Hierbei wird gefragt, ob die Pfingstbewegung eine Brücke zwischen den unterschiedlichen Kulturen Europas und Afrikas bilden will. Im Fazit wird gezeigt, inwiefern die Pfingstbewegung selbst ein Kind der Globalisierung ist und von ihr profitiert.
Der dritte Teil thematisiert, wie die Pfingstbewegung durch die globalen Migrationsbewegungen Anhänger und Verbreitung findet. Auch in Deutschland ist die Pfingstbewegung häufig in Migrantenkirchen beheimatet, vor allem bei Gemeinden aus Afrika und Asien. Der Pfingstglaube dient als Ersatz für erfahrene Entwurzelung und als neue Identität der Heimatlosen. Er schafft daher auch in Deutschland neue soziale Milieus und neue kulturelle Identitäten.
Im Gesamtfazit wird gefragt, ob und ggf. inwiefern die Pfingstbewegung die multikulturelle und pluralistische Gesellschaft in Deutschland bereichern kann oder diese Gesellschaftsform zugunsten einer Gesellschaft, die eine für alle verbindliche, einheitliche Wahrheit behauptet, geradezu unterläuft.
Zum Autor
Yan Ananda Suarsana (* 1982) ist Assistent am Lehrstuhl für Reformationsgeschichte und Neuere Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. Sein zentrales Forschungsgebiet ist die Pfingstbewegung im kolonialen Indien.