Chroniken des Blütenberges
Ordnung, Moral und Staatskunst in qingzeitlichen Beschreibungen des Huashan
Laura Pflug
Laura Pflug legt die erste Monografie in einer westlichen Sprache vor, die sich ausschließlich dem Huashan („Blütenberg“) widmet. Die besondere kulturhistorische Bedeutung des Huashan speist sich einerseits aus seinem Status als einer der sogenannten fünf heiligen Berge (wuyue), die über lange Zeit hinweg im Rahmen des Staatskultes und der Herrschaftslegitimierung eine wichtige Rolle spielten, und andererseits aus seiner Lage zwischen den Städten Xi᾿an und Luoyang, die ihn im Orbit des politischen Zentrums zahlreicher Dynastien der chinesischen Geschichte positionierte.
Basierend auf lokalhistorischen Quellen, vornehmlich sogenannten Bergbeschreibungen (shanzhi) aus der Qing-Zeit (1644–1911), untersucht die Monografie diesen Berg als Aktions- und Imaginationsraum konfuzianisch gebildeter Akteure des chinesischen Kaiserreichs und als Projektionsfläche historischer, kultureller und politischer Vorstellungen der späten Kaiserzeit. Dabei wird auch weiblichen Figuren unterschiedlicher sozialer Schichten und Jahrhunderte, die Spuren am Huashan und in der Geschichte des Berges hinterließen, ein gebührender Platz eingeräumt. Im Mittelpunkt steht die Frage nach Prozessen symbolischer Besitz- und Einflussnahme, die, wie ein auf Feldforschungen der Autorin am Berg basierender Epilog vor Augen führt, auch jenseits der Kaiserzeit nicht an Relevanz eingebüßt haben.