Ciceroniana
Zur anekdotischen Strategie in Ciceros rhetoriktheoretischen und philosophischen Schriften
Matthias Grandl
erforscht die vielseitige Verwendung der Erzählform Anekdote in Ciceros rhetoriktheoretischen und philosophischen Schriften. Damit liegt eine Studie vor, die mit der Prämisse eines systematischen Einsatzes der Anekdote bei Cicero erstmals unter Berücksichtigung aller theoretischen Texte dem anekdotischen Schreiben Ciceros in seinen praktischen Anwendungen und theoretischen Reflexionen auf den Grund geht und zudem nach der Rolle Ciceros in der Entwicklung des Miniaturgenres von der Antike bis zur Moderne fragt.
Besonderes Interesse gilt den epistemischen Rückstößen dieses Miniaturnarrativs auf Ciceros Vermittlung von Rhetoriktheorie und Philosophie. Neben Detailinterpretationen ausgewählter Anekdoten in Zusammen- und Gegenspiel mit ihren Kontexten, in ihren verschiedentlichen De- und Rekontextualisierungen bei Cicero selbst oder in ihrer Funktion als argumentative Strukturelemente und signifikantes Stilmerkmal intradiegetischer Sprecher bietet dieses Buch auch einen Überblick über sämtliches anekdotisches Material in Ciceros Philosophie und Rhetoriktheorie. Im Abgleich der Anekdote mit anderen, weitaus häufiger erforschten narrativen Kleinformen wie dem oder der Aitiologie macht die Anekdote zu einem gleichrangigen Wissensträger der Antike und einem zentralen Element antiker Wissensgeschichte.