Commentatio mortis
2Kor 5,1–10 auf dem Hintergrund antiker ars moriendi
Manuel Vogel
Die Auslegungsgeschichte von 2.Kor 5,1–10 zeigt die Bedeutung dieses Textes für die frühchristliche Eschatologie und die Verwirrung darüber, was Paulus hier überhaupt hat sagen wollen. Die Äußerung von H.J. Holtzmann, dass »die Geschichte der Exegese dieser dunkelsten und brüchigsten Stelle im ganzen paulinischen Gedankenbau nur Ratversuche aufweist« (1911), gilt im Grunde bis heute.Dieser Studie gelingt es erstmals, 2.Kor 5,1–10 schlüssig als Teil der Apologie des Paulus in 2. Kor 2,14–7,4 auszulegen. Eine auf breiter Quellenbasis durchgeführte Einordnung des Textes in den Diskurs antiker ars moriendi zeigt, dass der Apostel damit befasst ist, sich anhand seines vorbildlichen Todesverständnisses als respektable Persönlichkeit und legitimer Apostel der korinthischen Gemeinde darzustellen.