Çukuriçi Höyük 3
Ein frühbronzezeitliches Metallhandwerkerzentrum in Westanatolien
Mathias Mehofer
Der vorliegende dritte Band zu den Forschungen auf dem Çukuriçi Höyük (Westtürkei) ist der interdisziplinären Auswertung der spätchalkolitisch bis frühbronzezeitlich datierten Metallurgiereste gewidmet, die sich in den Zeitraum von ca. 3300–2700 v. Chr. stellen lassen. Das außergewöhnlich reichhaltige Fundensemble umfasst nahezu alle Teile der Technologiekette (chaîne opératoire), von Öfen, Werkzeugen, Erzen, Rohmetall und Barren bis hin zu Fertigprodukten und Edelmetallen. Diese Hinterlassenschaften wurden zum einen nach archäologisch-typologischen Kriterien gegliedert und zum anderen mit verschiedenen naturwissenschaftlichen Methoden (Metallographie, REM-EDS, ED-RFA und Bleiisotopenanalyse) untersucht. Der Nachweis einer Arsenkupferproduktion auf dem Tell kann als herausragendes Ergebnis der Analysen betrachtet werden, bis dato gibt es nur sehr wenige bronzezeitliche Fundorte, wo dies gelungen ist. Das produzierte As-Kupfer wurde in ostägäisch-westanatolische Netzwerke eingespeist, was die „Gatewayfunktion“ des an der Küste gelegenen Tells zusätzlich unterstreicht. Gold-, Silber- und Waffenfunde demonstrieren außerdem, dass nicht nur Alltagsgegenstände, sondern auch Prestigegüter hergestellt wurden. Der Umstand, dass einige dieser Objekte aus dem neuen, bis dahin unbekannten Werkstoff Zinnbronze vor Ort legiert wurden, bestätigt zusätzlich die Einbindung in weiträumige Technologie- und Kommunikationsnetzwerke frühbronzezeitlicher Eliten. Die abschließende holistische Betrachtung dieser Ergebnisse ermöglicht es, ein vertiefendes Bild zum Metallhandwerk und seine Einbettung in frühbronzezeitliche Austausch- und Gesellschaftssysteme zu gewinnen.