Das Ansichsein der Natur in der Weltoffenheit bei Martin Heidegger
Min Seol
Die vorliegende Arbeit beginnt mit der methodischen Frage, wie die Phänomenologie, zu deren Prinzip der Korrelationismus von Subjekt und Objekt, Bewusstsein und Gegenstand, Dasein und Sein gehört, von dem Ansichsein der Natur legitim sprechen kann. Dabei geht es einerseits um die Frage nach dem Realismus, und zwar dergestalt, auf welche Weise man die Unabhängigkeit der Natur vom Menschen gewährleisten kann. Diese Unabhängigkeit der Natur einzuräumen scheint trotz der bisherigen ungenügenden Erklärungsversuche im Rahmen der transzendentalen Phänomenologie prinzipiell nicht unausführbar zu sein. Andererseits geht es in der Frage darüber hinaus um die Aufgabe zur Überwindung derjenigen transzendentalen Philosophie, die aufgrund der transzendentalen Konstitutionsleistung des Subjekts das Sein der Natur setzt. Denn diese Seinssetzung verfehlt die sich verbergende Natur an sich. Somit ist eine neue Vorgehensweise erforderlich, die das An-sich-Bleiben der sich verbergenden Natur in der Weltoffenheit sichtbar machen kann. Der Verfasser der vorliegenden Arbeit geht von der Hypothese aus, dass die Denkentwicklungen Martin Heideggers, beginnend mit dem frühen Hauptwerk Sein und Zeit (1927), bis zu dem Kunstwerkaufsatz (1935 – 36), als Versuche zur Bearbeitung der erwähnten methodischen Frage gedeutet werden können. Der „Streit zwischen Welt und Erde“, ein Hauptthema des Kunstwerkaufsatzes, lässt sich in dieser Hinsicht als metaphysisches Spannungsverhältnis zwischen der alles erschließenden Welt und der sich verbergenden Natur erkennen.