„Das Beste fürs Kind“
Eine ethnografische Forschung zu Aushandlungen des Stilldiskurses in Expertenperspektiven und Familienalltag
Laura Gawinski
„Stillen ist das Beste für Ihr Kind“ – mit diesem Grundsatz sind werdende und junge Eltern intensiv konfrontiert. Vorliegende Veröffentlichung basiert auf einer ethnografischen Feldforschung in Berlin und untersucht Wahrnehmungen des Stillens in Verbindung mit Verständnissen ‚guter‘ Elternschaft aus Expertenperspektiven und innerhalb von Familienwirklichkeiten. Als anthropology at home wirft diese Arbeit, die sich an der Schnittstelle von Medizinethnologie und psychologischer Anthropologie verorten lässt, einen kritischen Blick auf die Zirkulation und Internalisierung diskursiver Verantwortungszuweisungen im Kontext des Stillens.
Der Stilldiskurs und die verbreitete Stillbefürwortung haben sich in den letzten Jahrzehnten v. a. durch einen global/public health-Diskurs stark gewandelt und wirken vielfältig auf Eltern ein. Dabei wird nicht nur ein Bild ‚optimaler Säuglingsernährung‘ sondern auch eine darüber hinausgehende moralisierende Perspektive auf ‚gute‘ Elternschaft konstruiert. Ebenfalls wird verdeutlicht, dass dieser Diskurs noch weitergefasste Vorstellungen von neoliberalem Körperdenken und Gesundheitshandeln sowie geschlechterdifferenzierende Vorstellungen von Elternrollen prägt.
Da diese Thematik in deutschen ethnologischen Forschungen zu Reproduktion, Körper und gender bisher kaum beleuchtet wurde, möchte diese Arbeit anregen, sich hiermit auch im deutschsprachigen Kontext stärker kritisch auseinanderzusetzen.