Das dialogische Selbst
Postmodernes Menschenbild und psychotherapeutische Praxis
Frank-M. Staemmler
Die vielen Stimmen der Psyche als Ressourcen in der Therapie
Die Zeiten, in denen Psychotherapeuten meinten, wie Detektive dem einen, ‚wahren‘ Selbst ihrer Klienten auf die Spur kommen zu können, sind vorbei.
Heute, aus postmoderner Sicht, ist das Selbst ein Prozess, der sich in der Kommunikation mit den Anderen immer wieder neu gestaltet. Unter den Bedingungen des jeweiligen Dialogs, in dem es steht, nimmt es vielfältige Formen an. Es eignet sich seine Interaktionserfahrungen kreativ an und aktualisiert dann vielseitige psychische Prozesse, die seinen Dialogen mit Anderen ähneln.
Eine Psychotherapie, die diesem dialogischen Format des Selbst gerecht werden will, braucht ein Verständnis seiner Merkmale und entsprechend zugeschnittene Vorgehensweisen für die Unterstützung von Veränderungsprozessen.
Der Autor, ein erfahrener Psychotherapeut und Ausbilder, zeichnet mit umfassender Kenntnis der philosophischen und psychologischen Literatur die Grundzüge des dialogischen Selbst: seine Prozesshaftigkeit, Bezogenheit, Leiblichkeit und Perspektivität sowie seine selbstreflexiven Kompetenzen der Sprache, des Gedächtnisses, der Ethik und der Spiritualität. Staemmler zeigt, wie diese Merkmale sich in der dialogischen Signatur des Selbst und in einer Pluralität verdichten, die vielfältige Selbst-Positionen und ‚Stimmen’ entstehen und in Austausch treten lässt.
Anhand vieler praktischer Beispiele erhalten Psychotherapeuten aller Schulen konkrete, praktische Anregungen für ihre Arbeit mit den der Selbstregulation dienenden Selbstgesprächen und den Fantasiegesprächen, die ihre Klienten mit abwesenden Anderen führen.
KEYWORDS: Alterität, Entwicklung, Dialog, Dialogizität, inneres Sprechen, Komplexität, Konsistenzprinzip, kreative Aneignung, Leiblichkeit, Embodiment, Pluralität, Prozesshaftigkeit, Psychotherapie als sichere Notfallsituation, psychotherapeutische Technik, Selbst, Selbsttheorie, Situation, Verbundenheit