Das Ende der Angst?
Die Zukunft der arabischen Welt
Wieland Schneider
Die welthistorischen Umwälzungen des Arabischen Frühlings werden bereits mit dem Fall des Eisernen Vorhangs verglichen. Wieland Schneider hat die Revolutionäre begleitet: von Kairos Tahrir-Platz bis in die Rebellenstellungen in den westlibyschen Bergen und nach Sirte, wo die letzte Schlacht gegen Diktator Gaddafi tobte.
Sie wollte keine Angst mehr haben: Nachdem sie jahrelang unter einem Pseudonym gebloggt hatte, begann die 21-jährige Sheimaa mit offenem Visier zu kämpfen und unter ihrem richtigen Namen zu schreiben. Und auch die Zigtausenden anderen, die im Februar 2011 mit ihr auf Kairos Tahrir-Platz Präsident Hosni Mubarak von der Macht vertrieben, hatten ihre Furcht abgelegt. In zahlreichen Ländern setzten sich Menschen gegen Regime zur Wehr, die sie seit Jahrzehnten unterdrückt hatten.
Doch werden die Revolutionen in der arabischen Welt nachhaltigen Erfolg haben? Und welche Chancen und Risiken bergen diese Umbrüche? Ein Jahr, nachdem die Menschen im arabischen Raum die Angst verloren, werden neue Ängste wach: vor den Gespenstern Instabilität, Islamismus und Militärherrschaft. Die Umbrüche haben auch das geostrategische Umfeld verändert, haben die Karten im Machtpoker neu gemischt. Und das hat Auswirkungen: auf Israel, die Türkei und den Iran, die USA und auf Europa.