Das „Fließen der Assoziationen“ im Erzählwerk von Kawabata Yasunari (1899-1972)
Mechthild Duppel-Takayama
Poetisch, subtil und fremdartig. Die japanische Literatur genießt bis heute einen recht exotischen Ruf. Als besonders repräsentativ für eine „traditionell-japanische Schreibweise““ gelten die Prosawerke des Nobelpreisträgers Kawabata Yasunari. Die Wahrnehmung von Fremdheit bezieht sich dabei jedoch nicht nur auf Inhalt und Stil, sondern auch auf die Struktur der Erzählungen, die ihre westlichen Leser mit Unlogik, fehlender Stringenz und abruptem Schluss irritieren. Was ist die Ursache für dieses Unbehagen? Und was genau verbirgt sich hinter dem diffusen Begriff der „japanischen Schreibweise““? Auf der Suche nach Antworten beschäftigt sich die Autorin mit Kawabatas Erzählungen Schneeland (1935–1947), Ein Kirschbaum im Winter (1949–1954) und dem noch nicht auf Deutsch vorliegenden Mizuumi (engl. The Lake, 1954). Geschickt nähert sie sich den Texten, veranschaulicht die Geschichte ihrer langjährigen Entstehung und analysiert ihre Erzählstruktur. Dabei erscheint Kawabatas „Fließen von Assoziationen““ als ein spezifisches Charakteristikum seiner Literatur, das sich mittels westlicher Methodik festhalten und durch westliche Begrifflichkeit bestimmen lässt.