Das gespiegelte Ich
Der Bologna-Vortrag – die philosophischen Grundlagen der Anthroposophie
Andreas Neider, Rudolf Steiner
Ein lebenslanges Anliegen Rudolf Steiners war die Ausarbeitung einer geisteswissenschaftlichen Menschenkunde, einer Brücke zwischen Natur- und Geisteswissenschaft oder, anders formuliert, die Erkenntnis des Zusammenhanges zwischen Leib, Seele und Geist.Eine singuläre Stellung an diesem ‚Grenzort des Erkennens‘ nimmt der Vortrag vom 8. April 1911 in Bologna ein –, der einzige Auftritt Rudolf Steiners auf einem philosophischen Fachkongress, in dem er die Schlüsselfrage stellt, wo sich unser Ich eigentlich befindet. Die damals gegebene Antwort, dass sich dieses Ich gar nicht im Leibe, sondern außerhalb desselben befinde und diesen lediglich als Spiegel zur Bewusstwerdung benutze, hat eine zentrale Bedeutung für die Klärung des Leib-Seele-Problems und für ein auf innerer Erfahrung basierendes Menschenbild.