Das Hamburger Antiphonar ND VI 471
Ein wiederentdecktes Musikdenkmal des 15. Jahrhunderts aus dem Hamburger Dom. Einführung – Edition – Faksimile
Viacheslav Kartsovnik (†), Jürgen Neubacher
Die Publikation präsentiert eine im 15. Jahrhundert im Umfeld des Hamburger Doms entstandene Antiphonar-Handschrift, die zwei sonst nirgendwo überlieferte Offizien zu Ehren der schmerzleidenden Jungfrau Maria und ihrer Mutter, der heiligen Anna, enthält. Texte und Melodien beider hier erstmals veröffentlichten Zyklen stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit von Klerikern des Hamburger Doms. Bei den überwiegend in Prosaform verfassten Texten handelt es sich um paraphrasierte Zitate aus den biblischen Quellen (Hohes Lied, Buch Judith u.a.), aber auch um freie Texte mit Bezügen zu den Werken der mittelalterlichen Mystiker. Der künstlerische Wert der durchweg einstimmigen Gesänge kann als sehr hoch eingestuft werden. Sie verwenden den sogenannten germanischen Choraldialekt und stehen stilistisch der deutschen spätmittelalterlichen Gesangslyrik nahe. Neben Erläuterungen zu beiden Zyklen und zur vielfältigen Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte des Codex (Hans-Walter Stork, Viacheslav Kartsovnik und Jürgen Neubacher) bietet die Publikation eine vollständige Text- und Notenübertragung sowie ein Faksimile der Handschrift. Eine CD mit Wiedergabe des Kernbestandes des Marien-Offiziums – die sogenannte „Historia de Compassione Gloriosissimae Virginis Mariae“ -, ausgeführt vom Leipziger Vokalensemble amarcord, liegt der Veröffentlichung bei.