Das Hirn der Fußballprofis
Was der Fußball von neurobiologischer Forschung lernen kann
Klaus Günther
Im Profi-Fußball versuchen Trainer und Trainerstäbe einen breiten Kader talentierter Spieler sowohl konditionell als auch spieltechnisch und spieltaktisch auf ein möglichst hohes Leistungsniveau zu bringen. Davon wird abgeleitet, dass sich Spiele bravourös gewinnen lassen. Man ist auch in den Vorständen und im Management der Klubs davon überzeugt, dass erfolgreicher Fußball durch betont rigide Trainingsarbeit produziert werden kann.
Die Neurobiologie kann demgegenüber zeigen, warum das Spiel – hohen Erfolgserwartungen zum Trotz – immer bis zu einem bestimmten Grade unberechenbar bleiben wird. Es lässt sich untersuchen, wie im neuronalen Apparat der auf dem Fußballfeld agierenden Spieler die viel-fältigen Einflüsse verarbeitet werden, die vom Feld her (Mitspieler/Gegen-spieler/Schiedsrichter) und vom Umfeld her (Trainer/Publikum) auf die Akteure einwirken. Dabei ist entscheidend, dass die neuronale Verarbeitung der oft widersprüchlichen Impulse und deren Umsetzung in Einzel- und Team-Aktionen in hohem Maße unbewusst und damit ungesteuert ablaufen.
Ist dies als Beleg dafür plausibel, dass sich der Fußball nicht perfektionieren lässt, so hat das Konsequenzen für die Trainingsarbeit. Bei aller gebotenen Trainingsdisziplin kann es zum Erfolg des Spiels beitragen, wenn der Erfolgsdruck des Profibetriebs nicht in seiner ganzen Brutalität an die Spieler weitergegeben wird. Das entspannt das Verhältnis zwischen den Spielern und die Beziehungen zwischen Spielern und Trainern. Anregungen in dieser Richtung verbinden sich mit Empfehlungen zum weniger hektischen Einkauf und Verkauf sowohl von Spielern als auch von Trainern. Zum möglichst gelassenen Umgang mit Stress gehört auch, dass das Rotationsprinzip weniger grausam praktiziert wird, als es neurobiologisch uninformierte Sturheit zu erfordern scheint.