Das Jahrhundert des Zwiespalts
Deutschland 1600-1700
Paul Münch
„Kleine Eiszeit“, Gegenreformation, Absolutismus, Hexenverfolgungen, Kriege und Krisen verleihen dem 17. Jahrhundert den Charakter einer dunklen und chaotischen Epoche klimatischer Ungunst, konfessioneller Erstarrung, sozialer Repression, politischer Ohnmacht und kultureller Fremdbestimmung.
Doch vieles an diesem dunklen Säkulum weist nach vorne, ist uns nahe und vertraut. Die Musik des Barock begleitet uns ins 21. Jahrhundert, und der Rationalismus des einsetzenden „Projekts der Moderne“ bestimmt noch heute unser Leben. Von einem erweiterten Fragehorizont aus, der die janusköpfige Struktur des Jahrhunderts als Symptom eines umfassenden kulturellen Wandlungsprozesses deutet, erscheint die Epoche zwischen dem Reformations- und dem Aufklärungsjahrhundert als Scheitelphase jenes tiefen Umbruchs, der das Mittelalter von der Moderne trennt. Das „Jahrhundert des Zwiespalts“ ist uns näher als wir denken.