Das Judentum und der römische Staat
Minderheitenpolitik im antiken Rom
Karl L Noethlichs
Noethlichs beschreibt das antike Judentum aus der Perspektive der römischen Außenwelt und geht auf deren gesellschaftliche Meinungen und staatliche, vor allem gesetzgeberische Politik ein. Diese Außenperspektive ist bis jetzt nirgends so konsequent wie hier auf das antike Judentum angewendet worden, das unter diesem Blickwinkel als eine von vielen Minderheiten in einem zunächst multikulturellen römischen Staat erscheint. Die Behandlung der Juden ist Teil einer reichsweiten Expansions- und Sicherungspolitik, die in Unterdrückung, aber auch in Toleranz und Integrationsversuchen vorwiegend rechtlicher Art bestand. Die Untersuchung dieser Sicherungs- und Integrationspolitik umfasst einen Zeitraum von ca. 167 v.Chr. bis zum 6. Jh. n.Chr., mit Ausblicken bis ins 9. Jh. (Byzanz als Nachfolger des römischen Reichs). Schwerpunkte sind die Erörterung der Quellenlage, die stichwortartige Beschreibung der Beziehungsgeschichte und der Stellung der jüdischen, religiös verstandenen Gemeinden. Mit der Durchsetzung des Christentums als dem einzigen staatstragenden religiösen Bekenntnis entwickelt der Staat eine ‘repressive Toleranz’ den Juden gegenüber, die als Typus auch in späteren Zeiten immer wieder aufgenommen worden ist.