Das Mariageheimnis
Maria von Nazareth und die Bedeutung familiärer Beziehungen im Markusevangelium
Torsten Reiprich
Die Notiz von Jesu Geschwistern in Mk 6,3 sorgt spätestens seit der Verkündung des Dogmas der immerwährenden Jungfrauenschaft Marias 553 n.Chr. für Erklärungsbedarf. Verschiedene Erklärungsmuster durchziehen die Kirchengeschichte bis in die Gegenwart. Immer wieder werden diese aber gerade auch vom biblischen Text aus in Frage gestellt.Die Parallelität der Liste mit den Namen der Mutter und der Brüder Jesu in Mk 6,3 zur Benennung einer der Frauen beim Kreuz in Mk 15,40 spielt bei dieser »Herrenbrüderdiskussion« eine entscheidende Rolle. Diese Fokussierung verstellt allerdings den Blick auf die interessante und wichtige Frage, ob es sich bei der Maria beim Kreuz aufgrund besagter Parallele um Maria von Nazareth handelt.Torsten Reiprich geht in einer gründlichen Untersuchung genau dieser Frage nach und interpretiert sie im Kontext des gesamten Markusevangeliums. Die rätselhafte Umschreibung Marias in Mk 15,40 gehört nach seinem Ansatz zum markinischen Konzept des Wechsels von der Herkunftsfamilie in die »familia dei«. Dabei arbeitet Reiprich die ekklesiologische Bedeutung dieses Konzeptes heraus und beschreibt das in der Fachliteratur wenig beachtete Gemeindeverständnis des Markus. In einem Ausblick befragt Reiprich die Ergebnisse seiner Untersuchung auf die Relevanz für ein neues evangelisches Verständnis der Mutter Jesu.