Das Pastorat
Ralf Nitschke
Im Pastorat im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold werden die Wohn- und Lebensverhältnisse des Dorfpastors Josef Schafmeister zwischen 1887 und 1919 dargestellt. Am ursprünglichen Standort Allagen (Kreis Soest) wurde das Haus im März 1968 abgebaut und ins LWL – Freilichtmuseum transportiert und wiedererrichtet. Beeindruckend erhebt sich das zweistöckige Fachwerkgebäude aus dem 18. Jahrhundert. Auf einen spannenden Gegensatz werden Museumsgäste bei den Führungen in dem barocken Gebäude stoßen: Als Palaistyp zwischen 1734 und 1736 errichtet hat es klar repräsentative Züge mit der dreiachsigen Fassadengliederung und dem steilen Vollwalmdach, gezeigt wird aber in den Innenräumen das Leben Pastor Schafmeisters (Amtszeit 1887 bis 1919), dessen Einrichtung dem historistischen Wohnstil entspricht.
Das Pastorat zu den größten Gebäuden im Dorf. Schon allein daran zeigt sich, welche Stellung der Pastor im Dorf noch im 18. Jahrhundert innehatte. Das Haus mit platzsparendem Flur ermöglichte neben öffentlichen auch private Räume: So hatte er nicht nur ein Büro und einen Salon im Erdgeschoss sondern auch ein Gästezimmer für die gelegentlichen Besuch geistlicher Kollegen. Außerdem besaß er ein Arbeitszimmer und ein Schlafzimmer für sich im Obergeschoß, wo sich auch die Räume der einzigen Mitbewohnerin im Haus, seiner Schwester und Haushälterin Antonie Schafmeister, befanden.
Auch die Inneneinrichtung spiegelt Lebenskultur, so die wertvollen Tapeten mit reicher Ornamentik oder auch der Eisschrank im Keller, eine Innovation in bürgerlichen Haushalten des 19. Jahrhunderts. Für den Besucher entsteht ein aufschlußreiches Bild des Historismus.