Das »Prinzip Erinnerung« in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur nach 1989
Carsten Gansel, Hermann Korte, Paweł Zimniak
Das Ende des Real-Sozialismus geht mit einem tiefgreifenden politischen, sozialen und kulturellen Wandel und entsprechenden Verunsicherungen einher. Der neue Status quo hat dem »Prinzip Erinnerung« in der Literatur neuen Schub gegeben. Mit der Aufhebung der deutschen Teilung und den globalen Veränderungen ist es zu einem Umbau des Funktionsgedächtnisses gekommen – Vergangenes wurde neu bewertet. Ins lebendige Gedächtnis gelangen nun auch jene Vorgänge, Themen, Spuren, die über einen längeren historischen Zeitraum ausgeblendet, ausgemustert oder verworfen waren. Krieg und Holocaust erscheinen ebenso in einem neuen Licht wie Flucht, Vertreibung oder Bombenkrieg. Auch aus diesem Grund geht es nicht bevorzugt darum, was, sondern vor allem darum, wie erinnert wird. Gefragt ist nach Formen der Erinnerung in der Literatur. Die Beiträge des Bandes zeigen an ausgewählten Texten und Autoren, welche generationsspezifischen Erfahrungen und Erinnerungen in welcher Weise in der Literatur inszeniert werden. Ziel ist also, einer Rhetorik der Erinnerung auf die Spur zu kommen.