Das Produktalterungsmodell und deterministische Losgrößenmodelle im Rahmen von Reverse Logistics
Alexander Wutz
Trotz bisheriger Bemühungen, natürliche Ressourcen effektiver zu nutzen und Emissionen zu vermindern, ist der heutige Umweltverbrauch noch weit vom Ziel einer nachhaltigen Entwicklung entfernt. Um die Bildung von Stoff- und Energiekreisläufen zu forcieren, hat die Europäische Union zwei Richtlinien erlassen, die Hersteller und Importeure von Fahrzeugen sowie von Elektro- und Elektronikerzeugnissen verpflichtet, ihre Altprodukte kostenlos zurückzunehmen und Teile davon wieder zu verwenden oder zu recyceln. Die damit verbundene Rückführung hat zu einem völlig neuen Gebiet – der Rückführungslogistik (Reverse Logistics) – geführt. Im Vergleich zur traditionellen Vorwärtslogistik ergeben sich hier wichtige Unterschiede, die in den entsprechenden Forschungsansätzen zu berücksichtigen sind. Dabei handelt es sich beispielsweise um: – Die Betrachtung von unternehmensübergreifenden, rückwärtsgerichteten Güterströmen mit dem Ziel der Werterhaltung bzw. umweltgerechten Entsorgung, – Unsicherheit bezogen auf die Qualität der Rückstandsströme, die Volumina der Rückstandströme und den Zeitpunkt der Rückgabe von Altprodukten, – die Verknüpfung der Herstellung von Produkten aus Primärmaterialien mit der von Produkten aus Sekundärmaterialien und – die Entwicklung geeigneter Recycling-, Beschaffungs- und Entsorgungsstrategien. Der Verfasser betrachtet mehrere der angesprochenen Punkte. Im ersten Teil wird ein Produktalterungsmodell aufgestellt, mit dessen Hilfe Alterungsprozesse und damit auch die variierende Qualität von Altprodukten analysiert werden können. Zudem werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie das Rückgabeverhalten von Letztbesitzern von Altprodukten beeinflusst werden kann, um die Unsicherheitssituation bezüglich der Rücklaufmenge, der Rücklaufqualität und des Rücklaufzeitpunkts aus Sicht der Rücknahmeverantwortlichen zu mindern. Im zweiten Teil wird ein breit anwendbares Losgrößenmodell vorgestellt, das die Produktion von Neuprodukten und das Recycling und die Nutzung von Produktrückläufen gleichermaßen betrachtet. Auch die Entsorgungsoption für Altprodukte lässt sich hier integrieren. Die darauf aufbauenden Heuristiken enthalten ein mehrschrittiges Vorgehen, das auch für praktische Probleme gute Lösungsansätze liefert.