Das Quartett der Sammler
Manfred Ruppel
Das Quartett der Sammler von Manfred Ruppel
Sammler, ob Frauen, ob Männer, sind meist sympathische Menschen, sie stellen an das Leben aber eine Forderung: lasst mich ungehindert sammeln! Gewöhnlich neigen sie zu friedvollem Verhalten, solange ihnen niemand an die Sammlung geht, solange ihre Sammlung wächst und sie Zeit für diese finden.
Sammeln selbst ist eine Art Lebenselixier, das geht jetzt schon Jahrhunderte so. Die einen sammelten damals bereits Münzen und Medaillen, die anderen aber Fossilien oder Herbarpflanzen. Wenn die Münzsammler schon aus dem geologischen Paläozoikum zu kommen scheinen, dann tritt jedoch die Spezies der Briefmarkensammler erst spät im Erdzeitalter auf, sagen wir nach der Oberen Kreide, nach abendländischer Zeitrechnung also erst um 1860. Obwohl immer vom Aussterben bestimmter Gruppen im Laufe der Evolution, wie die der Saurier und der Bärlappgewächse, geredet wird, haben die Briefmarken als Sammel-Objekte allzeit vieles überlebt.
Vier Romangeschichten im „Quartett der Sammler“ erzählen als Komposition alles in bekömmlicher Länge. Heutige Leserinnen und Leser bevorzugen keine Jean-Paulsche-Ausschweifungen mehr. Sie lesen in Etappen und freuen sich über kleinere Literaturerlebnisse.
An verschiedenen Orten tauchen wir in eine Welt dieser eigenwilligen Leidenschaften ein, die aber stets von der Normalität des Daseins gestreift wird. Etwa skuriles Erleben in den Gassen von Lissabon oder das Auffinden vermeintlich wertvoller Philatelie-Schätze auf Flohmärkten im Rhein-Main-Gebiet. Anderes, Wirklichkeitsnäheres, spielt in vergangenen Jahrzehnten im sich wandelnden Frankfurt am Main ab, bis in die NS-Zeit, mit den „Nürnberger Gesetzen“ und bis zum Bombenkrieg. Alltäglich menschlich und doch außergewöhnlich, ein Wechsel zwischen Schnurre und Tragik.