Das Trauma der Holocaust-Überlebenden
Ihre Anamnese am Beispiel des narrativen Interviews
Bella Liebermann
Am Anfang stand ein Interview mit den Geschwistern Frau A. und Herrn B., Überlebende des Holocaust. Während der Vorbereitung des Interviews wurde sichtbar, dass für die Befragten die schmerzlichen Erfahrungen des Krieges im Vordergrund stehen. Dieses Interview war ein Anstoß für die vorliegende Untersuchung. Mit verschiedenen analytischen Wissenschaftsmethoden werden die Mechanismen der Entwicklung eines Traumas in der Psyche, die Auswirkung und seine Erscheinung in der Erzählung analysiert. Die vorliegende Arbeit hat keinen Anspruch auf die Gesamterläuterung der Problematik der Traumata von Holocaust-Überlebenden. Um die Frage-stellung eindeutig zu beleuchten, werden hier bestimmte Schwerpunkte erläutert und in den Ausführungen dargestellt.
Zur zentralen Fragestellung gehören:
o Wie äußert sich ein Trauma eines Holocaust-Überlebenden durch narrative Sprache?
o Welche transfamiliären und transgenerationellen Dimensionen des Traumas explizieren bei Mitgliedern einer Familie?
o Mit welchem analytischen Werkzeug kann man diese Erscheinungen auf verschiedenen Ebenen interpretieren?
Die Fragen und Antworten sind im Gesamtkonzept der gegenwärtigen psychosozialen Umwelt der Holocaust-Überlebenden zu interpretieren.
Die oben genannten Fragestellungen und deren Antworten entsprechen der aktuellen Denkweise aus der Sicht moderner wissenschaftlicher Studien. Unabdingbar ist dazu, dass die grundlegenden Theorien für den Erkenntnisprozess in Bezug auf ein Trauma ohne psychosoziale Erkenntnis unvoll-ständig sind. Das Trauma ist nicht steuerbar. Es kann eine lebenslange Wirkung in der Psyche des Traumatisierten entfalten, wobei die Entwicklung auch von der sozialen Umgebung abhängig ist.