Das Tulare Assembly Center
Alltag in einem Lager für Japanoamerikaner im Zweiten Weltkrieg
Konrad Linke
Zwei Monate nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor unterzeichnete Franklin D. Roosevelt Executive Order 9066 und veranlasste die Deportation von über 100.000 Japanoamerikanern, die an der Westküste der Vereinigten Staaten lebten. 90.0000 von ihnen wurden im Frühling und Sommer 1942 in sogenannten Assembly Centers (Sammellagern) kaserniert, während die Regierung im Landesinneren Relocation Camps für ihre dauerhafte Unterbringung baute. Das hier untersuchte Tulare Assembly Center bestand von April bis September 1942 und fasste rund 5000 Personen japanischer Abstammung – zwei Drittel davon waren amerikanische Staatsbürger.
Der vorliegende Band untersucht erstmals systematisch die Erfahrungen der Lagerinsassen. Neben der mikrohistorischen Analyse der Herrschaftsstrukturen im Lager werden die Praktiken der Arbeit, des Konsums, der Freizeitgestaltung und der (Selbst)Überwachung konzise beschrieben. Der Band situiert das Tulare Assembly Center in einem klar umrissenen historischen Kontext und diskutiert dieses im Umfeld aktueller Debatten innerhalb der Lagerforschung. Es wird deutlich, dass die Sammellager – trotz ihres kurzen Bestehens – eine zentrale Rolle für die Geschichte der wartime incarceration in den USA darstellen.