Das ungezähmte Bild
Texte zu Cy Twombly
Thierry Greub
Cy Twombly schrieb im August 1990 zwei Zeichnungen ein Zitat des Schriftstellers John Crowe Ransom ein, das in programmatischer Weise seine künstlerische Intention bündelt: »The image cannot be dispossessed of a primordial freshness which ideas can never claim«. Entsprechend erschließt der Band die Bildwerke des US-amerikanischen Künstlers mit ihrer spontanen malerischen Geste, der gewollt ungekonnten handschriftlichen Linienführung, den chiffreartigen Kritzeleien, Notaten und literarischen Einschreibungen als ›ungezähmte‹ Vorversionen einer dazu immer erst nachträglichen Idee. In der Beschreibung der von Twombly selbst empfohlenen Rezeptionsweise seiner Arbeiten, der Analyse des von fernöstlicher Ästhetik beeinflussten Spätwerks und der Betrachtung sämtlicher Ausdrucksmedien (Zeichnung, Malerei, Skulptur, Photodruck) werden neue Zugänge zum hermetischen Werk Cy Twomblys eröffnet, das sich als beschreib- und deutbar, aber niemals ›zähmbar‹ erweist.