Das weisse Rechteck
Schriften zum Film
Oksana Bulgakowa, Dietmar Hochmuth, Kasimir Malewitsch, Norbert M Schmitz
Kasimir Malewitsch DAS WEISSE RECHTECK. Schriften zum Film
Herausgegeben von Oksana Bulgakowa
Was hat Kasimir Malewitsch (1878-1935), der Verkünder der reinen Gegenstandslosigkeit in der Malerei, mit Film, jenem mechanischen Bewahrer des banalen Alltagströdels, zu tun? Noch 1924 bezeichnet Malewitsch den Film als ein System, das die Wirklichkeit jenseits des künstlerischen Einfalls fixiert. Nichtsdestotrotz schrieb er zwischen 1925 und 1929 mehrere Aufsätze über den Film, auch ein Drehbuch. Die hier zum größten Teil erstmals in deutscher Sprache vorliegenden Texte des Schöpfers des “Schwarzen Quadrats” führen ins Zentrum der Auseinandersetzung um Bewegung und Beschleunigung als zentrale Metapher der Modernität in der internationalen Avantgarde. Seine widersprüchlichen Überlegungen zum neuen Medium sind ein Dokument der Reibung zwischen dem metaphysischen Programm der suprematistischen Abstraktion und den medialen Bedingungen des Films.
Malewitsch ordnet die Melodramen mit Mary Pickford, die Komödien mit Monty Banks, die Filme von Sergej Eisenstein, Dsiga Wertow, Walter Ruttmann und Jakow Protasanow in sein historisches Modell des Aufkommens der Moderne von Cézanne über den Kubismus, Futurismus – hin zum Suprematismus. Dabei handeln fast alle seine Aufsätze vom verpaßten Rendezvous zwischen Film und Kunst. Denn Malewitsch begreift den Film nicht als Vervollkommnung des Naturalismus, sondern der Prinzipien der neuen Malerei: Dynamismus und Gegenstandslosigkeit.