Das Wolfskind
Ein Kammerspiel
Ursula E. Howard
Ursula Howard präsentiert für die Bühne den Zeitgeist der Zeitenwende, die Klima Katastrophe und die Aussichtslosigkeit alter Generations Konflikte in den Dialogen von Timotheus, Protagonist, und Grace, Antagonistin. Damit ist die Autorin in der Tradition der Dramatik und Dramaturgie auf der kleinsten Bühne, manchmal vielleicht sogar so hoffen wir im Sinne von Ibsen und Strindberg.
Timotheus ist ein Findelkind und wird von Grace, ebenso einst Waise, adoptiert. Beide zeigen ihre narzisstischen und autistischen Eigenwilligkeiten in Gesprächen, manchmal einfühlsam und verständnisvoll dann je nach Stimmungslage aggressiv und egomanisch. Beide sind „emotional cripples“, versagen in einer aufrichtigen Zuneigung zueinander und demonstrieren den Zeitgeist ihrer Generation. Grace, Mutterersatz und emanzipierte Karrierefrau, vertritt ihren Jahrgang, Timotheus, Sohnersatz und rebellischer Blender, seinen. Erst nach vielen Herausforderungen zeigen sie sich gelegentlich unmaskiert.
Die Aspekte des egoistischen Verhaltens aufgrund der mangelnden Sozialisation und einer fehlenden Einführung ins Leben illustrieren hautnah von Anfang an ein Lebens Defizit, das die dringende Notwendigkeit der Rollenmodellen von Mutter und Vater beweist. Der vorgehaltene Spiegel ist teilweise OHNE JEDE MASKE. Die Versöhnung von Tim und Grace zum Schluss als ihre scheinbar erfolgreiche Erziehung des adoptierten Findelkindes ist unglaubwürdig und entlässt den Zuhörer mit mehr Fragen als Antworten:
getreu der Tradition eines Kammerspiels.