Das Wort vom Kreuz und die menschliche Vernunft
Eine Untersuchung zur Soteriologie des 1. Korintherbriefes
Florian Voss
Die weisheitskritischen Äußerungen des Apostels Paulus besonders in 1Kor 1,18–2,5 lassen einerseits fragen, ob der Vernunft im Rahmen der Gottesbeziehung überhaupt eine positive Funktion zukommt. Andererseits nimmt Paulus in 2,6–16 für sich selbst unbefangen in Anspruch, »Weisheit« zu reden. Außerdem bemüht er sich in seinen Briefen durchweg um eine argumentative, sich also der Vernunft bedienende Auseinandersetzung mit seinen Gesprächspartnern. Es ist also zu klären, inwiefern menschliche Vernunft und christlicher Glaube sich ausschließen und inwiefern das Wort vom Kreuz die Vernunft zugleich neu in Anspruch nimmt. Eine Untersuchung von 8,1–6 und Kap. 13 zeigt, dass der verstehende Mensch das Problem ist: Er sucht sich auch als Verstehender selbst und ist daher zu einem wirklichen Verstehen gar nicht in der Lage. Dazu bedarf er der Befreiung eben durch das Wort vom Kreuz. So zeigt diese hermeneutisch orientierte Untersuchung, dass die Vernunft, sofern sie mit soteriologischem Anspruch auftritt, von Paulus einer radikalen Kritik unterzogen wird, dass sie aber gerade dadurch zu einem wirklich »vernünftigen« Gebrauch befreit wird.