Das Zisterzienserinnenkloster Maria Hof bei Neudingen
Rüdiger Schell
Als 2008 das Buch von Rüdiger Schell über die Dominikanerinnen im fürstenbergischen Hauskloster Auf Hof bei Neudingen erschien, stellte der Autor bereits damals die Fortsetzung der Klostergeschichte nach 1565 – das Kloster dann geführt von Zisterzienserinnen – in Aussicht. Dieser zweite Teil der Historie liegt nun vor.
Die Darstellung zeigt, wie Graf Heinrich VIII. von Fürstenberg nach dem Niedergang des Dominikanerinnenklosters die Erneuerung des monastischen Lebens in die Wege leitete, indem er neun aus Lauingen (östlich von Ulm) geflohenen Zisterzienserinnen erlaubte, sich im Neudinger Kloster niederzulassen, worauf sich alsbald junge religiöse Frauen aus der Baar der neuen Gemeinschaft anschlossen. Der Graf erreichte zudem nach zähen Verhandlungen das Einverständnis des Päpstlichen Stuhles, das Neudinger Gotteshaus dem Zisterzienserorden anzuvertrauen. Da Papst Gregor XIII. zugleich dem Kloster Auf Hof das Prädikat „Maria“ verlieh, wurde es seit 1584 immer häufiger „Maria Hof“ genannt.
Für die folgenden rund 200 Jahre beschreibt Schell, der in akribischer Kleinarbeit Hunderte von Aktenstücken und Urkunden, zudem das Neudinger Anniversar, zwei dicke Protokollbücher und eine umfangreiche Chronik ausgewertet hat, ein wechselvolles, zuweilen auch konfliktträchtiges Verhältnis zwischen den zisterziensischen Ordensfrauen und den Grafen und Fürsten zu Fürstenberg. Deren Beziehungen als Schirm- und Kastvögte zu ihrem Hauskloster waren nicht mehr so eng wie in früherer Zeit. Der neue Orden war nämlich gemäß seinen Regeln konsequent bestrebt, sich weltlichen Einflüssen zu entziehen und wirtschaftlich autark zu bleiben. Die Neudinger Zisterziensernonnen konnten sich daher bei ihrer ordensgemäßen Haltung stets des Rückhalts der sie betreuenden Zisterzienserabtei Salem – wie das Haus Fürstenberg Mitglied im Regenburger Reichstag – sicher sein.
Eben deshalb gab es vor allem zwischen 1620 und 1780 immer wieder angespannte Situationen, die der Verfasser an vielen interessanten Details lebendig werden lässt. Eben deshalb gab es vor allem zwischen 1620 und 1780 immer wieder angespannte Situationen, die der Verfasser an vielen interessanten Details lebendig werden lässt. Berichtet wird u. a. von der Tätigkeit des Advokaten in fürstenbergischen Diensten, Mathias Tinctorius, der 1632 in Hüfingen als Hexer verbrannt wurde, und über die fast modern zu nennende ärztliche Versorgung der Nonnen durch den Schaffhauser Arzt Heinrich Screta oder den Streit mit dem Dorfschmied Christoph Schaller wegen der Einrichtung einer klostereigenen Schmiede.
Schells zweiter Band der Klostermonographie bietet somit dem lokal- und territorialgeschichtlich Interessierten eine Lektüre, die lebendig und anschaulich, aber auch kritisch die Ereignisse des zweiten Teils der Neudinger Klostergeschichte beleuchtet. Und dabei das Wirken der Zisterzienserinnen in Gebetsgedenken und Begräbnistradition für das Haus Fürstenberg entsprechend würdigt.