Demokratie als Lebensform
Genese, Entwicklung und Relevanz der Sozialen Gruppenarbeit
Stefan Gebhard
Die Soziale Gruppenarbeit gilt neben der Einzelfallhilfe und der Gemeinwesenarbeit als eine der drei klassischen Methoden der Sozialen Arbeit. Das Buch liefert eine kritische Darstellung der Entstehung und Entwicklung der Sozialen Gruppenarbeit in ihrem historischen Kontext. Es wird gezeigt wie sich die Methode – bevor sie zum Bestandteil des amerikanischen social work wurde – entlang der Philosophie des Pragmatismus als ein Hilfsmittel der demokratischen Erziehung herausgebildet hat. Hauptanliegen dieser Form der Gruppenarbeit war die Realisierung einer Gesellschaft, die Demokratie nicht nur als Regierungs-, sondern vielmehr als eine Lebensform begreift. Mit der Integration der Gruppenarbeit in die amerikanische Sozialarbeit begann eine zunehmende Therapeutisierung der Methode, wobei konkurrierende, erzieherisch gewichtete Ansätze weiter Bestand hatten. Im Rahmen der Re-education wurde die Soziale Gruppenarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland eingeführt. Die Studie zeigt wie sich die Methode in Deutschland entlang der Begriffe Gruppenpädagogik und Soziale Gruppenarbeit entwickelte und schließlich zum festen Bestandteil der deutschen Sozialarbeit wurde. Analog zu den USA lässt sich auch hier die Tendenz zu einer zunehmenden Therapeutisierung feststellen, jedoch mit dem Unterschied, dass die demokratischen Grundlagen weitestgehend unberücksichtigt bleiben und sich die Gruppenarbeit letztlich zu einer quasitherapeutischen Dienstleistung im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe entwickelt hat. Abschließend werden die Möglichkeiten und Chancen eines alternativen Zugangs erörtert, der die Soziale Gruppenarbeit stärker als bisher auf ihre demokratischen Grundlagen bezieht.