Den Zahlen einen Namen geben
Die Verlegungen von Neinstedter Pfleglingen und Fürsorgezöglingen von 1937 bis 1943
Reinhard Neumann
Aus den Neinstedter Anstalten wurden zwischen 1937 und 1943 1.019 Personen in Einrichtungen verlegt, die im Zusammenhang mit dem »Euthanasie«-Mordprogramm des NS-Regimes gestanden haben. Etliche von ihnen wurden in den »Euthanasie«-Anstalten Bernburg und Brandenburg ermordet, viele weitere verstarben schon in den Zwischenanstalten. Diese Menschen galten aufgrund ihrer Beeinträchtigung als »lebensunwert« oder sie wurden als »asozial« diffamiert, weil sie sich nicht in die von den Nazis propagierte »Volksgemeinschaft« einfügen ließen. Die Intention der NS-Täter war es, die Namen der Neinstedter Opfer zu tilgen, sie verschwinden zu lassen und sie zu einer bloßen Zahl auf einer Liste zu degradieren. Jahrzehnte später wird an diese Personen erinnert, ihre Namen werden genannt. Damit wird ihre politische, kulturelle, soziale, rechtliche, kurz gesagt ihre menschliche Würde wiederhergestellt.
Diese Aufarbeitung der Evangelischen Stiftung Neinstedt ist vorbildlich – sie wurde vor 10 Jahren beauftragt und ist noch nicht abgeschlossen. Auf weitere Ergebnisse der Erforschung dieses düsteren Kapitels der Harzgeschichte darf man hoffen. Die Recherchen erfolgen spät, aber sind auch heute noch extrem wichtig.
Friedhart Knolle, in: GESCH-NDS-INFO 1774, 7.8.2022
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