Der ägyptische Roman
Rezeption und Wertung von den Anfängen bis 1945
Andrea Haist
In der arabischen Literatur ist die Gattung Roman erst seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter europäischem Einfluß in Gebrauch gekommen, konnte sich aber rasch als ein wichtiges künstlerisches Ausdrucksmedium etablieren. Beginnend mit den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts, als ein ägyptischer Leser erstmals ein europäisches Erzählwerk in die Hand nahm zeichnet die vorliegende Studie den Prozeß der Etablierung und Entwicklung der Gattung Roman in der modernen ägyptischen Literatur nach und verfolgt diesen Prozeß aus der Perspektive der Rezipienten, der ägyptischen Leser und Literaturkritiker bis zum Erscheinen des ersten sozialkritischen Romans des späteren Nobelpreisträgers Nagib Mahfuz im Jahr 1945. Die Studie verfolgt ebenso den Prozeß der Etablierung und Umschichtung einzelner Wertmaßstäbe in der Literaturkritik und zeigt, welche Wertmaßstäbe den Status der sich etablierenden Gattung Roman gegenüber anderen literarischen Gattungen und Textsorten bestimmten. Sie bildet so eine rezeptionsgeschichtliche Ergänzung der Geschichte des modernen Romans in Ägypten und ist innerhalb der Arabistik weltweit die erste Monographie, die eine rezeptionsästhetische Fragestellung auf dem heutigen Entwicklungsstand literaturwissenschaftlicher Methoden behandelt.