Der aufeinander einspielende Takt
Hüter leiblicher Würde
Petra Rogge
Angenommen, der soziale Takt ist eine Umgangsfigur, die auf dem Weg in die Moderne ihre laut taktstockschlagende Orientierung verloren hat. Nun steht sie in der Gewalt einer konkreten Umgangslage etwas verloren da und spielt sich in ihrer Not als eigensinnige Antwortgeberin für gute und schöne Umgangswahrheiten auf. Der aufeinander einspielende Takt versucht etwas anderes: Er aktiviert seinen Sinn für Bewegung und Berührung, stellt sich dem akuten zwischenmenschlichen Vorfall und erhält darin die Spannung von berechenbarer Ordnung und unberechenbarem Leben. Dabei geht er bis zum taktvollen Taktbruch und von füreinander weltoffenen wie unergründlichen „Mit-Spielern, d.h. Mit-Menschen“ (Helmuth Plessner) aus, denen er einander leibliche würdigende Spielräume schafft für den Prozess gemeinsinniger Antwortfindung. Dieser situativ wechselseitig anschlussfreudige Takt ist eine wichtige Umgangsfigur für ein Leben in pluralkulturellen Zivilgesellschaften – und daher philosophisch interessant.