Der Diktator und die Hängematte
Daniel Pennac
Ein Perpetuum mobile der PhantasieEs könnte die Geschichte eines Diktators sein, der an Agoraphobie leidet und sich doubeln lässt. Es könnte die Geschichte des Doubles sein, das sich seinerseits doubeln lässt. Aber es ist in erster Linie die Geschichte des Autors, der in einer Hängematte dem allem hinterherträumt. Und es ist eine Hymne auf die Hängematte.
Manuel Martins Pereira da Ponte kommt in einer brasilianischen Provinz durch einen Mord an die Macht. Doch die kann er nicht genießen, liest ihm doch eine Zauberin aus der Hand, er werde auf einem öffentlichen Platz von einer aufgebrachten Menge gelyncht. Um diesem Schicksal zu entgehen, sucht sich Pereira einen Doppelgänger, der die Rolle des Diktators übernimmt, während dieser seine Agoraphobie in Europa zu kurieren sucht. Auch dem Doppelgänger behagt seine Rolle bald nicht mehr: Er sucht sich einen Doppelgänger, der wiederum einen Doppelgänger findet, der …Doch es geht nicht nur um das Schicksal des Diktators. Der Autor, sanft in seiner brasilianischen Hängematte schaukelnd, erzählt von Brasilien, von seinen Menschen. Er denkt nach über das Schreiben, über Doppelgänger in Literatur und Film. Und er wird zu immer neuen Erinnerungen und Geschichten angeregt, die sich wie ein Netz mit Reminiszenzen an das Kino verbinden sowie an Charlie Chaplin und den Doppelgängerfilm Der große Diktator.
Daniel Pennac hat einen ungewöhnlichen Roman geschrieben – über die Kunst des Geschichtenerzählens, über wahre und erfundene Figuren, über sich selbst. Ein Buch, das poetisch ist, nachdenklich und flirrend vor Phantasie.