Der europäischen Höfe Liebes- und Helden-Geschichte
Faksimile-Druck nach der Ausgabe von 1705.- 1. und 2. Abteilung (2 Bde.)
Christian Friedrich (Menantes) Hunold
Unter den Romanen von Christian Friedrich Hunold (1681-1721) bietet «Der Europäischen Höfe Liebes- und Helden-Geschichte» (1705) die beste Quelle für Vergleiche zwischen der Anwendung sozialer und politischer Geschichte und der Entwicklung des deutschen Barockromans. Seine literarische Unterscheidung zwischen anerkannter Geschichtsschreibung und den Anforderungen der Gesellschaftsliteratur ist in diesem Roman am deutlichsten sichtbar. In diesem Schlüsselroman, der so ziemlich jedes Herrscherhaus und jede führende Persönlichkeit des späten 17. Jahrhunderts in Europa einbezieht, unternimmt Hunold eine Umgestaltung der wahren Reihenfolge historischer Tatsachen, um diese dem traditionellen Aufbau des höfisch-historischen Romans anzugleichen. Hunolds Methode und seine Grundsätze bei der Auswahl historischer Tatsachen aus den Werken anderer statten den Roman mit anregenden anekdotischen Ereignissen, nicht aber mit den zu erwartenden Beschreibungen von Schlachten und Belagerungen aus. Er erfüllt jedoch damit nicht die Erwartungen des Lesers, der moralische Anerkennung oder Unterstützung sucht. Vielmehr verlangt sein schöpferischer Prozess die Darstellung wahrhaftiger Menschen; die Verkörperung absolut idealen Verhaltens oder Charakters kümmert ihn nicht. Aus Skandal- und Klatschgeschichten hat er einen Roman geformt, welcher der von Heliodor aufgestellten Struktur – Vereinigung – Trennung – Wiederfinden – entspricht. Die beiden Bände des Nachdrucks entsprechen den beiden «Abtheilungen» des Orginals.