Der Forschungsbeirat für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands (1952-1975)
Zur politischen und wissenschaftlichen Diskussion der wirtschaftlichen Wiedervereinigung
Roland Wöller
Die Wiedervereinigung Deutschlands ist Geschichte. Die keineswegs nur von Erfolgen geprägte Bilanz speziell der volkswirtschaftlichen Wiedervereinigung wirft dabei erneut die Frage nach der „Deutschen Frage“ auf: Hätte man auf dieses einschneidende Ereignis besser vorbereitet sein können? Tatsächlich verfügte die Bundesregierung mit dem 1952 ins Leben gerufenen „Forschungsbeirat für Fragen der Wiedervereinigung“ bis zu seiner Auflösung 1975 über ein kompetentes Expertengremium, das in den turbulenten Monaten in 1989/90 mit Sachverstand den Vereinigungsprozess hätte begleiten können, da er sich über mehr als zwei Jahrzehnte mit den voraussichtlichen Folgen auf allen Gebieten der Wirtschafts- und Sozialpolitik beschäftigte. Diese fast vergessene Institution suchte im Schatten der Deutschlandpolitik nach geeigneten Wegen, die Vereinigung und den damit verbundenen Transformationsprozess bestmöglich zu meistern. Die Studie begründet, warum die Auflösung des Forschungsbeirats 1975 ein politischer Fehler mit erheblicher ökonomischer Tragweite war.