Der grüne Goethe
Lexikalische Zitaten-Auslese Goethe und Natur für das 21. Jahrhundert – Quellennachweise –
Ernst Lautenbach
Nie zuviel und nie scharf genug könne man in der Natur beobachten; nur, wer sich in der genauen Betrachtung der Naturphänomene übe, lerne, den Zusammenhang der Erscheinungen zu sehen und die Gesetzmäßigkeiten des Lebens zu erkennen. Und Goethe selbst folgte dieser seiner Maxime: Mit Ausdauer widmete er sich seinen naturwissenschaftlichen Studien und Untersuchungen, denen er selbst zuweilen größere Bedeutung beimaß als den literarischen Werken. Mit seiner „Farbenlehre“, seinen Reflexionen zur experimentellen Methodik und zu den Formgesetzen der Arten, die er unter den Begriffen des „Urphänomens“, der „Morphologie“ und der „Metamorphose“ zusammenfaßte, setzte er bleibende Akzente im Wissenschaftsdiskurs seiner Zeit. Literarisch dienten ihm die erforschten Bildungsgesetze der Natur als Muster für sein dichterisches Schaffen ebenso wie für seine Darstellungen gesellschaftlicher Wirklichkeit.
Schöpferische Phantasie und wissenschaftliches Naturstudium durchdringen und ergänzen einander. Bewußt läßt sich Goethe von seiner Intuition und seiner Vision leiten und beeinflussen. Seine ganzheitlich-integrative Sichtweise und ein tiefes Naturgefühl führen Goethe bereits früh zur Einsicht in die Ambivalenz der modernen naturwissenschaftlichen Forschung. Nicht der Wissenschaft gebührt das Primat, sondern dem Leben: „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum.“ (Mephistopheles)
In den „geflügelten Worten“ hat sich Goethes Weltsicht bis heute erhalten. „Der grüne Goethe“ bietet in einer Zusammenstellung von weithin verbreiteten ebenso wie von weniger bekannten Zitaten aus Goethes Werken einen kompakten Zugang zu einem ökologisch-systematischen Naturdenken, das es (wieder) zu entdecken gilt.