Der Heilige Stuhl und die Völkergemeinschaft.
Reden und Aufsätze. Eingel. und hrsg. von Herbert Schambeck.
Agostino Kardinal Casaroli, Herbert Schambeck
Agostino Casaroli ist zunächst unter dem Pontifikat Pauls VI. bekannt geworden, als er von ihm 1967 zum Sekretär der Kongregation für die Außerordentlichen Angelegenheiten der Kirche, seit 1968 als Rat für die öffentlichen Angelegenheiten der Kirche bezeichnet, ernannt wurde. In der Folge hat er durch Reisen in Ostblockstaaten die besondere Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf sich gelenkt. Von Papst Johannes Paul II. 1979 zum Kardinalstaatssekretär ernannt, konnte Agostino Kardinal Casaroli die weltweiten Bemühungen des Heiligen Stuhls zur Humanisierung der Völkergemeinschaft und damit auch zur Sicherheit der Kirche in verschiedenen Staaten fortsetzen.
Das Wirken Agostino Casarolis im Dienste des Heiligen Stuhls reicht jedoch viele Jahre hinter die Zeit zurück, in der er in das Licht der Weltöffentlichkeit rückte, als er 1967 Sekretär des Rats für die öffentlichen Angelegenheiten der Kirche und damit Außenminister des Vatikans wurde. Schon 1940 war er nämlich in den Dienst des Heiligen Stuhls getreten, sein Wirken im Staatssekretariat reicht daher von Papst Pius XII. über Johannes XXIII., Paul VI. und Johannes Paul I. bis zu Johannes Paul II. Es umfaßt also fünf Pontifikate.
Ausführungen von Agostino Casaroli lagen bisher vor allem in vereinzelt gegebenen Interviews, veröffentlichten Reden und Vorträgen zu unterschiedlichen Zeiten und Anlässen vor. Sie waren daher nur schwer zugänglich. Mit vorliegendem Sammelband soll der Versuch, einer Gesamtschau des Denkens und Wollens von Agostino Kardinal Casaroli unternommen werden. Reden und Aufsätze, die im Laufe der Jahre bei besonderen Anlässen verfaßt wurden, werden hier, in drei Abschnitten geordnet, veröffentlicht.
Im ersten Teil des Buches verdeutlicht Casaroli die Positionen des Heiligen Stuhls in bezug auf die internationale Ordnung unter Behandlung von so aktuellen Fragen wie Abrüstung, Spannung und Entspannung, Möglichkeiten des Friedens, Aufgaben der Diplomatie und der päpstlichen Vertreter.
Zur Ordnung dieser Welt, gibt Casaroli im zweiten Teil Antwort auf Fragen nach den Beziehungen von Heiliger Stuhl und internationaler Gemeinschaft, europäischer Sicherheit und den Staaten des Ostens.
Den Abschluß des Buches bilden Gedanken über das Wirken von Augustinus und Benedikt, zweier Persönlichkeiten, die das Europa abendländischer Prägung entscheidend gestaltet und durch Jahrhunderte wegweisend geformt haben.
In der Verdeutlichung von Positionen, durch Gedanken zur Ordnung dieser Welt und der Darstellung von Persönlichkeiten läßt Agostino Kardinal Casaroli die Beziehung von Kirche und Völkergemeinschaft ebenso erkennen, wie den Anspruch auf Einzelverantwortung erfahren, der die Voraussetzung bietet, daß das Wort der Kirche erlebbarer Glaube im Einzelnen wird.
(Aus der Einleitung von Prof. Dr. H. Schambeck)