Der Lieferantenkredit
Motive und empirische Analyse für Deutschland
Dirk Rollenhagen
In einem modernen Finanzsystem ist die Bereitstellung von Kapital institutionellen Finanzintermediären, wie den Banken, vorbehalten. Man sollte davon ausgehen können, daß das Vorhandensein direkter Kreditbeziehungen im Unternehmenssektor allenfalls eine Randerscheinung darstellt. Tatsächlich stellt der Lieferantenkredit als eine Form der direkten Kreditbeziehung eine wesentliche Stütze in der Finanzierung von Unternehmen dar. Welche Motive besitzen deutsche Unternehmen in unserem hochentwickelten Bankensystem den vermeintlich teuren Lieferantenkredit aufzunehmen – und zu vergeben? Das Wissen über diese Motive ist bis heute gering. Trotz seines hohen Stellenwertes in der deutschen Wirtschaft gibt es bisher kaum Erfahrungen über den „deutschen“ Lieferantenkredit. Das Buch trägt die in den letzten Jahrzehnten gesammelten Erkenntnisse über die Motive der Unternehmen, Lieferantenkredit zu gewähren und aufzunehmen systematisch zusammen. Neben der angebotsseitigen Rationierung von Bankkredit an Unternehmen untersucht der Autor den Zinssatz, zu dem Kapital angelegt und aufgenommen wird sowie die Lagerhaltungspolitik der Unternehmen. Auch behandelt das Buch die Frage, ob veränderte geldpolitische Rahmenbedingungen eine Rolle in der Motivation der Unternehmen spielen, Liquidität mittels Lieferantenkredit im Unternehmenssektor zu verteilen. Ebenfalls müssen branchen- und größenspezifische Besonderheiten für ein unterschiedliches Lieferantenkreditverhalten von Unternehmen berücksichtigt werden. Die mittels eines Panelansatzes durchgeführte empirische Analyse zeigt interessante Einblicke in das Lieferantenkreditverhalten deutscher Unternehmen. Es werden Kapitalströme deutlich, in denen sich unter Ausschluß des Bankensektors und ohne jegliche Zugriffsmöglichkeit der Zentralbank eine erhebliche konjunktur- und geldpolitische Brisanz widerspiegelt.