Der Ohrenzeuge
Fünfzig Charaktere
Elias Canetti
Eine Welle spontaner Zustimmung löste 1981 die Nachricht von der Entscheidung der Stockholmer Akademie aus: Endlich hatte jemand den Literatur-Nobelpreis bekommen, gegen den es keinerlei Vorbehalte gab. Canetti hat in seinem Werk vor allem die gedanklichen und tatsächlichen Perversionen und die Welt geschildert, in der sie spielen und die sich damit abzufinden scheint. In diesem Band nimmt Canetti eine Methode der Beschreibung wieder auf, die in der Antike der Philosoph Theophrast begründet hat. Als hätte er kein Wort von Psychologie oder Soziologie gehört, schildert Elias Canetti Charaktere – etwa den »Größenforscher«, den Leidverweser«, die »Tischtuchrolle« -, die in ihrer knappen Sprache und ihren zuweilen surrealistischen Bildern unmittelbar einleuchten und unvergeßlich werden. Einsichten und Erfahrungen beim Verfassen seiner großen Werke haben Canetti zu einer außergewöhnlichen dichterischen Kleinform geführt.