Der Preis / El Premio
Paula Morkovitch
Argentinien 1976: das Militär hat die Macht übernommen und verfolgt gnadenlos alle Oppositionellen. Die siebenjährige Cecilia und ihre Mutter sind untergetaucht und hausen in einem Lagerraum für Strandliegen und Sonnenschirme. Doch die Badesaison wird so schnell nicht wiederkehren in dieser düsteren Zeit. Ein wenig Entspannung findet Cecilia in der Schule. Dort kann sie Kind sein, allerdings unter der Bedingung, die Familie nicht zu verraten. Doch was heißt verraten? Wie lange kann eine Siebenjährige den Spagat zwischen der bedrohten Familie und dem Schulalltag aushalten? Als die Klasse einen Aufsatz über die Vorzüge der Armee schreiben soll, eskaliert die Situation…
Regisseurin Paula Markovitch erzählt den Film konsequent aus der Perspektive des Kindes und findet packende Bilder für den klaustrophobischen Alltag in einer Militärdiktatur. Kameramann Wojciech Staron wurde für seine herausragende Arbeit an diesem Film ebenso mit dem Silbernen Bären der Berlinale 2011 ausgezeichnet wie Barbara Enriquez für das Szenenbild.
Die Regisseurin über ihren Film:
„Dies ist eine autobiografische Geschichte. Die Handlung spielt an Orten meiner Kindheit, an die ich in meinen Träumen immer wieder zurückkehre. Ich kann noch immer deutlich den Klang des unaufhörlichen, feuchten Windes hören. Ich sehe den ungastlichen Strand. Die See ist gelb und grau. Stürme lassen die Mauern erzittern. Dies sind böse Zeiten.
In der Schule erleben wir die überwältigende Mittelmäßigkeit des Faschismus und seiner lächerlichen Rituale. Ich bin sieben Jahre alt. Ich gehe zur Schule. Ich weiß, dass ich den anderen Kindern gegenüber meine wahre Identität nicht offenbaren darf. Man hat mir gesagt, dass das Leben meiner Familie von meinem Schweigen abhängt.
Ich bin gezwungen zu lügen. Ich lüge also, genauso wie ich es tun soll. Ich schaffe es, dass man mir meine Lügen glaubt. Ich versuche verzweifelt, genau wie alle anderen auszusehen, aber nun ist meine Mutter traurig und verachtet mich. Ich bin schwach und dumm und lasse sie leiden. Was soll ich sagen? Was soll ich für mich behalten? Wie kann ich die Anerkennung meiner Mutter und der anderen erringen? In einer Welt so voller Unordnung und Angst – wer sollen wir da sein?“